Ich häkele seitdem ich ein Kind war. Meine Oma hat’s mir beigebracht. Ich hab allerdings nicht immer eine Häkelarbeit parat, sondern nutze die Fähigkeit mehr wie eine geheime Superkraft: Immer dann, wenn ich etwas sehe, was ich so oder in ähnlichen Farben gerne hätte, versuche ich, es nachzuarbeiten. So wie bei dieser Häkeldecke und dem Kissen, die gemeinsam Farbe in unser Schlafzimmer bringen.
Die Decke besteht aus Granny Squares – und zwar aus den ganz simplen. Wie man die häkelt, lernt Ihr zum Beispiel hier. Die Decke gewinnt nicht aufgrund ihres komplizierten Musters, sondern aufgrund der Farben, finde ich. Ich habe dafür das Garn bravo von Schachenmayr genutzt. Das kann man getrost auch mal dem Schongang der Waschmaschine anvertrauen. Das Garn gibt es in unglaublich vielen Farben und vor allem auch in vielen Geschäften und nicht nur im Fachhandel, der in Sachen Handarbeitsgarne inzwischen leider aus der Fläche weitestgehend verschwunden ist.
Zum Glück habe ich noch ein Garngeschäft meines Vertrauens, auch wenn ich dafür erst mal 20 Kilometer fahren muss. Die Dame, die das Geschäft führte (inzwischen hat sie es an ihre Tochter übergeben) ist ein echtes Phänomen. Man schildert ihr das gewünschte Projekt – und meist verlässt man das Geschäft nicht nur mit passendem Garn, sondern auch mit einer DIN A4-Seite voller Tipps, wenn nicht gar mit einer mal eben schnell runtergeschriebenen kompletten Anleitung.
Im Gegensatz zu vielen Handarbeitsanleitungen, die gerne mal Fehler enthalten – was sehr ärgerlich ist, wenn man schon zur Hälfte fertig ist und alles wieder aufribbeln muss – hat sie mich noch nie enttäuscht. Ich hoffe, sie und ihre Tochter profitieren vom DIY-Trend und der neuen Lust am Handarbeiten, so dass der Laden noch lange bestehen bleibt.
Für das Kissen habe ich einfach in Spiralrunden gehäkelt. Wie das funktioniert, seht Ihr hier. Man kann die Rückseite natürlich genauso häkeln oder einfarbig. Ich hab mich allerdings für eine Rückseite aus schönem fliederfarbenen Stoff entschieden. Genäht hat mir das eine Freundin, weil ich an der Nähmaschine eine Vollniete bin.
Das Kissen schmückt gemeinsam mit einem Schaffell den alten Rattanschaukelstuhl, der neben unserem Bett steht. Der stammt aus einer Zeit, als einfach noch viel mehr Rattan war, also: von früher. Meine Schwester und ich haben noch zuhause gewohnt und meine Schwester hatte sich zu Weihnachten inniglich einen solchen Rattanschaukelstuhl gewünscht. Meine Eltern haben sich mit Weihnachtsgeschenken für uns Kinder Heranwachsende immer große Mühe gegeben, haben aber auch keine Gelegenheit ausgelassen, uns ein bisschen zu verladen. (Warum benutze ich eigentlich die Vergangenheitsform? Nichts, aber auch wirklich gar nichts hat sich daran geändert.)
Auf jeden Fall stand unterm Weihnachtsbaum natürlich kein Schaukelstuhl, stattdessen gab es alle möglichen anderen Geschenke. Meine Schwester, das muss man ihr lassen, gab sich sehr viel Mühe, ihre Enttäuschung nicht zu zeigen. Dann war die Bescherung rum, es wurde noch ein bisschen in der Küche gewerkelt und anschließend ging’s ins Esszimmer. Dort hatte man am Platz meiner Schwester den eigentlichen Stuhl durch diesen Schaukelstuhl ersetzt. Echt: So lässt sich Freude potenzieren.
Wie der Schaukelstuhl letzten Endes bei uns gelandet ist, weiß ich gar nicht mehr so genau. Ich glaube, wir sollten ihn einfach nur unterstellen, weil meine Schwester keinen Platz hatte und, naja, Rattan sowas von out war. Vielleicht war das also eine ganz schlechte Idee diesen Rattansessel zu erwähnen, denn inzwischen hat meine Schwester Platz – aber ich mag den Stuhl nicht mehr hergeben…