Ihr Lieben,
rund um den Bleder See finden sich wahnsinnig viele Verbotsschilder: Schwimmen – verboten. Sonnenbaden – verboten. Schwäne füttern, Hunde ausführen, Picknick machen – alles verboten. Das Schöne: niemand hält sich dran. Und darum geht es rund um den romantischen See mit der Marieninsel und der hübschen Kirche in der Mitte auf angenehme Art lebhaft zu.
Wir sind in der Penzion Mlino untergekommen und fühlen uns hier sehr wohl. Es gibt nur 13 Zimmer, direkt vor dem Mlino warten die Pletna-Boote und ins Stadtzentrum von Bled ist es ein Spaziergang von etwa einem Kilometer. Die Atmosphäre ist familiär, das Personal sehr nett, das Frühstück lecker – und an die Dauerbeschallung mit Oberkrainer Volksmusik haben wir uns dann auch irgendwann gewöhnt.
Bled selbst ist ein sehr touristischer Ort – mit Touri-Bähnle und Fiaker-Fahrten. Kehrt man der Stadt den Rücken, finden sich aber auch im August sehr viele ruhige und idyllische Plätze am See. Mit der pletna zur Marieninsel überzusetzen – das gehört zu einem Aufenthalt am Bleder See unbedingt dazu.
Mit uns im überdachten Holzboot sitzt die kleine Marie, die übers ganze Gesichtchen strahlt und vor Vergnügen über die Bootsfahrt die ganze Zeit in die Hände klatscht. Ich liebe das Bootfahren ebenfalls und freue mich mindestens genauso wie die Dreijährige – kann es aber nicht ganz so ausdrucksvoll zeigen.
Mit Pletnaboot zur Marieninsel
Also grinse ich einfach stillvergnügt vor mich hin und genieße es, dass der Bootsführer rudert und ich nichts zu tun brauche. Überall am See kann man aber auch selbst Ruderboote mieten und zur Insel übersetzen.
Nach einer ausführlichen Diskussion mit meinem Mann darüber, ob Rudern eigentlich romantisch ist, haben wir von der Idee allerdings Abstand genommen. Wie zu erwarten war: Ich finde es total romantisch, mein Mann vergleicht die über den See rudernden Männer mit Galeerensklaven. Muss ich noch mehr dazu sagen?
Ich hätte gerne aufgetrumpft und uns beide eigenhändig zur Insel gerudert, da sich meine Erfahrungen aber aufs Rudergerät im Fitnessstudio beschränken und ich einige Paare gesehen habe, die so ihre Schwierigkeiten mit dem Einhalten der Richtung hatten, hätte ich mich dann vermutlich doch nur blamiert.
Auf der Marieninsel führen 99 Stufen zur Marienkirche. Es heißt, wer die Glocke läutet, dem erfüllt sich ein Wunsch. Das hat zur Folge, dass man rund um den See eigentlich ohne Pause Glockengeläut von der Insel hört. Die Slowenen und ihre „Wunschglocken“, das scheint eine ganz eigene Geschichte zu sein, denn uns sind auf unserer zwölftägigen Tour noch zwei weitere Glocken begegnet, denen man die Wunscherfüllung zutraut.
Der Bootsführer gibt einen Aufenthalt von 40 Minuten auf der Insel vor, auf Nachfrage gibt’s aber auch ein Ticket, so dass man jederzeit mit einem der anderen Boote zurückfahren kann – auch nach Bled, wo ebenfalls Pletna-Boote zur Insel starten. Während unser gerade gekaufter Marco Polo-Reiseführer noch 12 Euro für die Überfahrt zur Insel aufruft, waren es tatsächlich 14 Euro pro Person. Plus noch einmal 6 Euro für die Besichtigung der Marienkirche.
Gechillte Atmosphäre
Wir waren ein bisschen wandern, im See baden und auf dem Okarina Festival, unsere Lieblingsbeschäftigung am Bleder See war es aber, gemütlich zurückgelehnt von unterschiedlichen Plätzen aus stundenlang einfach auf den überaus idyllischen See mit den Bergen und dem mächtigen Burgfelsen im Hintergrund zu schauen – und zu chillen. Davon konnten wir gar nicht genug kriegen.
Unser Lieblingsplatz dafür: Unmittelbar vor der Pension, dort, wo die Pletna-Boote ablegen, betreibt das Mlino einen Kiosk und hat hier, direkt am See, auch ein paar Liegestühle aufgestellt. Aus dem Lautsprecher kommen Rockklassiker, Bäume spenden Schatten, die Getränke sind kühl. Und auch, wenn es hier sehr lebhaft zugeht, wir haben uns unglaublich wohl gefühlt.
Die Vintgar-Klamm
Wir wollen zur Vintgar-Klamm. Natürlich keine Chaos-Reise, auf der nicht irgendeine Straße gesperrt ist. Der sehr freundliche Rezeptionist im Mlino erklärt mir, wie ich statt dessen fahren muss. Es ist nicht seine Schuld, dass mich seine Erläuterungen sehr verwirren. Am Ende sind wir uns einig, dass ich „vso sréco“ brauchen werde – viel Glück.
Nur einmal-verfahren-und-bei-sehr-netten-Menschen-nachfragen später und wir erreichen unser Ziel, das eigentlich nur vier Kilometer von Bled entfernt ist. Die Vintgar-Klamm ist eine 1,6 Kilometer lange Felsschlucht, durch die die Radovna mit Wasserfällen und Stromschnellen fließt. Holzstege führen unterhalb einer senkrecht aufragenden Steilwand den Fluss entlang.
Die Luft ist kühl, feucht und sehr angenehm. Eine Umgebung zum Durchatmen. Allerdings ist es hier – wie in der Hochsaison zu erwarten – sehr voll. Im August sollte man die touristischen Ausflüge auf den Vormittag legen, mittags wird es heiß – und noch voller. Hier ist es so schön: Das hat man eben nicht für sich alleine. Mein Mann und ich tragen Wanderschuhe, aber man sieht hier auch ältere Damen in Ballerinas und viele Slowenen in „Wander-Flip-Flops“…
Bohinjer See & Savica Wasserfall
Neben dem Bleder See gehört für World of Wanderlust auch der Bohinjer See zu den „10 Lakes in Europe you must visit“. Knapp 30 Kilometer vom Bleder See entfernt, liegt der Bohinjer See mitten im Triglav-Nationalpark. Er ist der größte See Sloweniens und im Vergleich zum Bleder See sehr viel ursprünglicher und weniger touristisch. Das Ufer ist weitgehend unbebaut.
Unser Weg führt uns zur Hütte Koca pri Savici. Von hier aus geht es zu Fuß am Rande der Savica-Schlucht viele Treppen bergauf bis zum Wasserfall. Die Savica stürzt hier spektakulär im senkrechten Fall herab. Von hier aus wollten wir eigentlich zu einer Wanderung zu den Triglav-Seen aufbrechen, aber an den Wanderschuhen meines Mannes hat sich die Sohle gelöst. So ein Pech aber auch!