Ihr Lieben,
seit ich mich eine Woche in der Medina von Essaouira rumgetrieben habe, tue ich es nicht mehr unter Unesco-Weltkulturerbe! Und wenn das jetzt nicht die eleganteste Überleitung ever von marokkanischer Altstadt zu Carnitas Fajitas war, dann weiß ich auch nicht…
Eigentlich wollte ich damit nur sagen, dass auch die mexikanische Küche Unesco-Weltkulturerbe ist. Hammer, oder? Wusste ich selber nicht, aber nach mexikanische Rezepten recherchieren (und am Ende bei Carnitas Fajitas landen) macht schlau!
Immatrielles Weltkulturerbe
Im Jahr 2010 hat die Unesco die mexikanische gemeinsam mit der französischen Küche zum immateriellen Weltkulturerbe ernannt. Es war das erste Mal, dass Essen und Trinken in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen wurden – und unterstreicht die Bedeutung, die mexikanisches Essen in der Welt hat.
Aber was genau ist denn jetzt eigentlich diese „mexikanische Küche“? Was ich Euch hier bisher vorgesetzt habe, nämlich dieser Flan napolitano und die Churros mit Schoko-Chili-Dip, die gingen doch auch locker als spanisches Essen durch, oder? Und dann hatte ich schon mal diese mexikanische Ceviche mit Euch geteilt.
Tatsächlich vereinen sich in der mexikanischen Küche präkolumbische mit spanischen, aber auch französischen, arabischen und karibischen Traditionen. Und es gibt wahnsinnig viele Regionalküchen – viel zu viele, um vom Schreibtisch (oder vom heimischen Küchenherd) aus richtig tief einzutauchen.
Für Euch wäre ich allerdings dazu bereit, mal hinzureisen und intensiv bei ganz vielen leckeren Mahlzeiten vor Ort zu recherchieren. (Wie viele Mexiko-Beiträge muss ich hier eigentlich noch veröffentlichen, bis mal einer sagt: Okay, flieg endlich hin! Hier, Dein Ticket. Na?)
Was ist authentisch mexikanisch?
Bunt, scharf und lebenslustig – das ist es, was mir als Erstes zu Mexiko einfiel. Und leider ganz viele Gerichte der Tex-Mex-Küche: Die harten Taco-Schalen, frittierte Tortillas, sind allerdings ebenso wie der Klassiker Chili con Carne texanische Erfindungen.
In Mexiko gedeihen Mais, Bohnen und Chilis gut, das zeigt sich auch in den Gerichten. Im Norden des Landes hat die spanische Küche einen stärkeren Einfluss als im Süden.
Fladen aus Maismehl
Beliebt sind natürlich Tortillas – in diesem Fall nicht zu verwechseln mit den spanischen (Kartoffel-Ei-)Tortillas. Meist werden die Fladen aus Maismehl gebacken, im Norden von Mexiko sind allerdings Weizentortillas beliebter.
Maistortillas werden als Tacos gerollt und mit herzhaften Fleisch- und Bohnenmischungen gefüllt. Gratiniert nennt man die Rollen Enchiladas. Belegt und nicht gerollt heißen sie Tostada. Weizentortillas werden gefüllt zu Burritos oder Fajitas. Gebratene Weizentortillas, die mit Käse gefüllt wurden, heißen Quesadillas. Bisschen verwirrend, oder?
So verwirrend, dass ich die ganze Zeit dachte ich hätte Carnitas Tacos auf dem Speiseplan – und jetzt feststelle: Nö, das sind Carnitas Fajitas. Ich habe nämlich Weizentortillas gebacken. Aus ganz praktischen Gründen: kein Maismehl in the house. Und die Bilder vor dem Rollen, das sind dann eigentlich noch Tostadas, oder?
Egal wie wir die Dinger jetzt nennen, sie sind lecker. Und Tortillas ganz einfach und schnell selbst gebacken. Also verabschiede ich mich mal ganz schnell von den teuer gekauften und friere mir lieber ein paar dieser Schätzchen hier ein – für den Fall, dass mich der akute Tortilla-Hunger packt.
Carnitas – mexikanisches Pulled Pork
Gefüllt habe ich meine Weizentortillas mit Carnitas, einer Mango-Schwarze Bohnen-Salsa, Salsa Verde und ein bisschen geschnippeltem Rotkohl. Das ist in der Vorbereitung vielleicht ein bisschen aufwändig, dafür sitzen dann aber alle im Anschluss gemütlich am Tisch und bauen sich aus den Zutaten ihre eigene und ganz individuelle Fajita.
Der köstliche Duft des stundenlang gegarten Fleisches liegt in der Luft – und dann der Moment, in dem man in die selbst gerollte Tortilla beißt: reines Futter für die Seele!
Carnitas heißt übersetzt „kleines Fleisch“ und ist quasi das Pulled Pork der Mexikaner. Lecker! Schwarze Bohnen kenne ich von unserem Kubaaufenthalt, aber auch in Mexiko sind sie sehr beliebt. Die Kombination mit der Mango ist saulecker. Für die Salsa verde kann man Tomatillos oder grüne Sorten von Tomaten verwenden. Dass grün nicht unreif bedeutet, habe ich hier schon mal erklärt.
So, das war es dann mal mit meinen Mexiko-Beiträgen zur kulinarischen Weltreise von Volker mampft im September.
Wie immer freue ich mich sehr über Eure Kommentare, Anregungen, Fragen. Flugtickets nach Mexiko sendet Ihr bitte an die Adresse im Impressum. :) Habt es fein!
Carnitas Fajitas mit Schwarze-Bohnen-Salsa und Salsa verde
Zutaten
Für die Weizentortillas
- 550 Gramm Mehl
- 1 TL Salz
- 8 EL Pflanzenöl
- 1/2 TL Backpulver
- 300 Milliliter lauwarmes Wasser
- 1 TL Pflanzenöl
Für die Carnitas
- 1 Kilogramm Schweineschulter ohne Knochen
- 1 EL Salz
- 30 Milliliter Pflanzenöl
- 1 Gemüsezwiebel
- 3 Knoblauchzehen
- 2 EL Limettensaft
- 1 TL Cayennepfeffer
- 1/2 TL Kreuzkümmel
- 3/4 Liter Hühnerbrühe
- 1 EL brauner Zucker
Mango-Schwarze Bohnen-Salsa
- 1 Avocado
- 1 Mango
- 1 kleine rote Zwiebel
- 1/2 Dose schwarze Bohnen
- 1 kleine Dose Mais
- 1/2 Bund glatte Petersilie
- 1-2 Jalapeños
- 1 Limette
- Salz
Salsa verde
- 5 Tomatillos oder grüne Tomaten grüne Sorte, nicht unreif!
- Olivenöl
- 1/2 Bund glatte Petersilie
- 2 Knoblauchzehen
- 1/2 Gemüsezwiebel
- 2 Jalapeños
- 1/2 Limette
- Salz
Anleitungen
Weizentortillas (16 Stück)
- Die Zutaten bis auf den TL Pflanzenöl zu einem glatten Teig verkneten. Er soll nach einigen Minuten in der Küchenmaschine nicht mehr kleben, ansonsten weiteres Mehl hinzufügen.
- Teig zu einer Kugel formen. Mit dem TL Pflanzenöl bestreichen und in Frischhaltefolie eingewickelt für mindestens 30 Minuten im Kühlschrank ruhen lassen.
- Die Teigkugel in 16 Portionen unterteilen. Die Fladen auf einer bemehlten Arbeitsfläche flach ausrollen und ohne zusätzliches Öl in einer beschichteten Pfanne ausbacken.
- Die Fladen sind ein paar Tage haltbar. Friert man sie nicht ein, sollte man sie aber dennoch in Folie eingewickelt aufbewahren, sie trocknen sonst schnell aus und werden hart.
Carnitas
- Das Fleisch salzen. Öl in einem Schmortopf erhitzen und das Fleisch in zirka 10 Minuten von allen Seiten scharf anbraten.
- Die Zwiebel in Würfel schneiden, den Knoblauch zerdrücken und im Schmortopf mit Cayennepfeffer und Kreuzkümmel andünsten. Den braunen Zucker dazu geben und mit der Hühnerbrühe und dem Limettensaft ablöschen.
- Den Topf abdecken und das Fleisch zirka drei Stunden lang schmoren bis es sehr weich ist.
- Den Backofen auf 200 Grad vorheizen. Das Schweinefleisch mit 2 Gabeln (oder den Fingern) zerrupfen und aufs Blech geben. Mit dem Schmorsaft beträufeln. Den restlichen Saft beiseite stellen.
- Das Pulled Pork kommt für 30 Minuten zum Bräunen in den Backofen. Dabei wird es alle zehn Minuten mit dem Bratensaft beträufelt, damit es nicht austrocknet.
Mango-Schwarze-Bohnen-Salsa
- Die Avocado, die Mango und die kleine rote Zwiebel in Würfel schneiden. Bohnen und Mais abgießen, mit kaltem Wasser abbrausen und abtropfen lassen. Petersilie und Chili hacken, Limette auspressen.
- Alle Zutaten vorsichtig miteinander vermengen und mit Salz abschmecken. Bis zum Verzehr kühlen.
Salsa verde
- Olivenöl in einer Stielpfanne erhitzen und die grünen Tomaten darin anbraten.
- Wenn sie von außen gebräunt sind, gemeinsam mit dem Saft einer halben Limette, einem halben Bund Petersilie, 2 Knoblauchzehen, 1/2 Gemüsezwiebel, den Jalapenos und Salz im Foodprocessor zu einer Salsa zerkleinern. Bis zum Verzehr kühlen.
So, und hier kommen die Links zu den anderen mexikanischen Rezepten. Schaut da unbedingt mal vorbei! Mit dabei waren im September:
Volker von Volker mampft
Beef Barbacoa – oder pulled Beef auf mexikanisch
selbstgemachte Maistortillas
Mexikanische Conchas – die leckere Brötchen-Keks Kombi
Britta von Brittas Kochbuch
Chuletas de cerdo con frijoles (Schweinekoteletts mit Bohnen)
Gastbeitrag Sebastian Reichelt: Tacos aus Maistortillas mit scharfer Mango-Salsa
Jill von Kleines Kuliversum
Schnelle Guacamole
Simone von Zimtkringel
Empanadas de carne – Rindfleischpasteten
Sylvia von Brotwein
Tortilla-Chips selber machen – Nachos mit Guacamole und Salsa-Dip
Chili con Carne
Weizentortilla – mexikanische Tortilla-Fladen selber machen
Chicken Fajitas – mexikanische Wraps mit Hähnchen und Paprika
Ulrike von Küchenlatein
Volteado de Piña – umgedrehter Ananaskuchen
Anastasia von Papilio Maackii
Huevos Rancheros – Mexikanisches Frühstück
Michèle und Ilona von Stadt-Land-Gnuss
Memelas – mexikanische Maisfladen
Boah! Genau so stelle ich mir ein mexikanisches Gericht vor! Tortillas, Fleisch und Bohnen, perfekt! Und egal wie diese leckeren Teile nun heißen, die sehen einfach super gut aus!
Die Salsa verde klingt auch sehr interessant und habe ich bis jetzt noch gar nicht gesehen, ist definitv einen Versuch wert ;)
Liebe Grüße, Anastasia
Liebe Anastasia,
das ist ein Essen, mit dem zugleich auch ganz viel Spaß am Esstisch geboten ist! Die Salsa verde ist lecker, aber tatsächlich hätte ich mich in die Schwarze Bohnen-Mango-Salsa reinlegen können.
Herzlichst, Conny